Mit zwei Transportern in die Ukraine – ein Erfahrungsbericht

Tour-Team: Tobias Reschka und Marcus Warta (Planung), Josef Schott und Dirk Börstling

Die wichtigsten Tipps vorab:

  • Reisepässe nicht vergessen! Kein Grenzübertritt mit Personalausweis!
  • Ukrainisch/russische Sprachkenntnisse irgendwie dabeihaben (evtl. auch per Telefonjoker!).
  • Eine Kontaktperson auf ukrainischer Seite zur Übergabe der Pakete organisieren. 
  • Geduld bei den Grenzkontrollen mitbringen und…
  • bitte nicht die WCs in den Grenzgebäuden auf ukrainischer Seite benutzen!

Eine Woche Vobereitung

Wir haben zu dritt ca. eine Woche vorher angefangen, Geld- und Sachspenden zu sammeln und dann die beiden Busse vollgepackt. Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Verbandszeug, Medikamente usw. sind sinnvoll – Klamotten eher nicht, außer Schlafsäcke. 

Verpackt werden die Hilfsgüter am besten in Bananenkartons, die stabil, stapelbar und voll nicht zu schwer sind. Von den Geldspenden haben wir bei Kaufland, Aldi und den üblichen Drogeriemärkten eingekauft. Wer eine Metro-Karte hat, kann auch dahin fahren – lohnt sich allerdings nicht unbedingt.

Tipp: Wer größere Mengen einkaufen will, bitte vorher bei den Märkten erkundigen, was da ist und welche Mengen abgegeben werden.

Unsere Fahrt bis an die ungarisch/ukrainische Grenze

Wir sind am Mittwoch, den 16.03.2022, um ca. 19:00 Uhr in Landshut mit dem Ziel „Grenzübergang Zahony“ an der ungarisch/ukrainischen Grenze gestartet (laut Maps 972 km von LA). Google Maps schlägt eine Route über Passau, Wien und Budapest vor, die wir auch benutzt haben. Wir sind nachts gefahren, hatten keinen Stau und waren mit einigen Pausen am Donnerstag, den 17.03.2022, gegen 7 Uhr in Zahony.

Hinweise zur Fahrt (gilt natürlich auch für die Rückreise)

-> Mautpflicht in AUT und HUN (Mehrtagesgebühr von ca. 10 €, in HUN rein elektronisches System, d.h. nichts an die Scheiben zu kleben)
-> Um Wien und Budapest herum jeweils den Autobahnring benutzen, ist zwar etwas weiter, aber durchaus schneller und entspannter
-> Beachten, dass in AUT einige Autobahnrasten um 22 Uhr schließen und Pausen entsprechend planen – wir standen dreimal vor verschlossenen Türen.
-> In Ungarn tanken, da der Diesel hier nur die Hälfte im Vergleich zu Bayern kostet.
-> Man braucht sich nicht damit aufhalten Spritpreise in HUN zu vergleichen, wir haben fast überall den gleichen Preis gesehen.         
-> Kanister mitnehmen lohnt auch nicht, uns wurde mehrmals gesagt, dass max. 10 Liter pro Fahrzeug und Kanister ausgegeben werden.

Unterwegs im Grenzgebiet

In Zahony war auf den ersten Blick nichts von der angespannten Lage und den Flüchtlingen zu spüren. Wir hatten uns vorher überlegt, die Hilfspakete entweder direkt an Flüchtlinge oder an Organisationen, die die Verteilung in der Ukraine organisieren, zu übergeben. Da wir keine Flüchtlinge gesehen haben (vielleicht auch, weil es 7 Uhr morgens war), entschlossen wir uns über die Grenze zu fahren (muss jeder individuell entscheiden!). Nach etwas Warterei und dem Rausräumen einiger Pakete haben uns die ungarischen Grenzer durchgelassen. Bitte etwas Geduld und Nachsicht mitbringen – es dauert etwas, die Verständigung erfolgt mit Händen und Füßen – deutsch oder englisch kann kaum jemand.

Nach Überquerung der Grenze (Brücke über Grenzfluss Theiss) erfolgen auf ukrainischer Seite die Einreiseüberprüfungen, was nicht ganz einfach ist. Wichtig dabei: Der Personalausweis reicht nicht, ohne Reisepass gibt es keine Einreise (da hatten drei von uns ein Problem). Noch wichtiger: Am besten jemanden mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen dabeihaben, mit Englisch/Deutsch kommt man nicht weit.

Wir hatten das Glück, eine Ukrainerin als Dolmetscher per Telefon in Erding zu haben, ohne sie wäre es alles sehr viel schwieriger geworden. Wer mit Hilfspaketen einreisen will, benötigt Lieferpapiere über Art der Lieferung (illusorisch) oder einen Kontakt in der Ukraine, der mit Transportkapazitäten zur Grenze kommt, dann muss umgeladen werden.

Wir hatten beides nicht, daher kam ein Vertreter der örtlichen Verwaltung, der dann mit einem Bus (ich mit dem zweiten, da mit Reisepass unterwegs) ca. 5 km ins Hinterland zu einem riesigen Industriegelände gefahren ist. In einer der Hallen waren viele fleißige Hände, die die dann Busse schnell entladen hatten. Es lagerten bereits sehr viele Hilfsgüter, die auf Paletten verpackt in Eisenbahnwaggons verladen an die richtigen Stellen in der Ukraine transportiert werden.

Nachdem die Busse leer waren, erfolgte die problemlose Rückreise über die Grenze und zurück nach Bayern – am Donnerstag, den 17.03., waren wir um ca. 21:00 Uhr wieder in Freising.

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