Acht und ein halbes Jahr Krieg gegen die Ukraine

Was seitdem in Zolling geschah und weiter geschieht

Am 24. Februar 2022, heute vor einem halben Jahr, begann die vom russischen Präsidenten Putin befohlene Invasion der Ukraine über die bereits besetzten Gebiete hinaus. Binnen kurzer Zeit ist eine große Anzahl von Geflüchteten nach Deutschland gekommen, um hier Schutz und Zuflucht zu finden. In Zolling und den Nachbargemeinden hat das Entsetzen über die schrecklichen Bilder eine breite Welle der Solidarität ausgelöst. Die Betroffenheit und das persönliche Engagement vieler Einzelner haben es möglich gemacht, den hier ankommenden Menschen binnen weniger Tage ein Obdach zu bieten.

Hier hat es sich bewährt, dass wir in Zolling über die vergangenen Jahre einen stabilen Helferkreis aufgebaut und gepflegt haben. Die seit 2015 gesammelten Erfahrungen im Umgang mit Geflüchteten und Behörden versetzten uns in die Lage, binnen kürzester Zeit die überwältigende Hilfsbereitschaft zielgerichtet zu organisieren. Bei einer Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus Zolling – der Gemeinde Zolling sei Dank! – mit über 100 Interessierten konnten nicht nur Fragen sachkundig durch Vertreter des Landratsamtes beantwortet, sondern auch das vielfältige Spektrum von Hilfsmöglichkeiten vorgestellt werden.

Spontan wurde Wohnraum frei gemacht, eilig hergerichtet und zur Verfügung gestellt. Insbesondere die von Anfang an auf Dauer angelegten Unterbringungsmöglichkeiten bestehen bis heute; zunächst mietfrei, zwischenzeitlich als reguläre Mietverhältnisse fortgeführt. Auf diese Weise konnten wir für insgesamt über 200 Personen Wohnraum organisieren, davon rund 100 Personen in Zolling und umliegenden Gemeinden.

Bekleidung, Schuhe und Bettzeug wurde ebenso gespendet, wie Kochgeschirr, Möbel oder Fahrräder. Dank der Kleiderkammer der Nachbarschaftshilfe Zolling waren die notwendigen Logistikstrukturen vorhanden. Durch anfangs tägliche Öffnung konnte umgehend Hilfe geleistet werden. Bis heute wird die Kleiderkammer rege in Anspruch genommen, gerne im Anschluss an das wöchentlich donnerstags stattfindende Café International.

Das Café International ist offen für alle und jeden, die sich mit Freunden oder über die eigene Nationalität hinweg mit anderen austauschen möchten. So wird es neben den Ukrainern auch gerne von Geflüchteten aus Mali oder dem Jemen besucht, um nur einige zu nennen. Wir freuen uns sehr, dass die Pfarrgemeinde Zolling ihre Tore weit geöffnet hat und auch auf diesem Wege unsere Arbeit unterstützt.

Viele Bürger*innen stellten Zeit zur Verfügung, um beispielsweise durch Übernahme einer Familienpatenschaft oder Fahrdienstes die Wohnungsgeber als Ansprechpersonen für Fragen des täglichen Lebens zu unterstützen. War es zunächst die Anmeldung bei der Gemeinde oder dem Ausländer- und Sozialamt, so ist es heute der Gang zum Jobcenter, Krankenkasse, Arbeitgebern oder anderen öffentlichen Einrichtungen.

Für die schulpflichtigen Kinder wurde der Besuch von Grundschule oder der Übergangsklassen an weiterführenden Schulen organisiert. Für die Erwachsenen fanden sich Freiwillige, die erste Deutschkurse anboten und bis heute anbieten. Sowohl Kinder als auch Erwachsene haben seitdem überwiegend große Fortschritte im Erwerb der deutschen Sprache gemacht.

Besonders ist auch den Geld-Spendern zu danken. Ihre großherzigen Zuwendungen haben nicht nur Intensiv-Sprachkurse, sondern auch Schwimmkurse für Kinder oder regelmäßig stattfindende Bastelnachmittage ermöglicht. Auch ein Hilfstransport an eine lokale Hilfsorganisation in der West-Ukraine konnte so unterstützt werden.

Neben der konkreten Hilfe am Einzelnen gibt es im Helferkreis auch eine Reihe von strukturellen Aufgaben. Aus einem losen Netzwerk von Engagierten ist zwischenzeitlich ein e.V. geworden. Regelmäßig findet ein Austausch mit den Vertretern verschiedener Behörden und auch anderen Helferkreisen statt. Insbesondere freuen wir uns über die Möglichkeit eine Vertretung der Helferkreise in den geplanten Integrationsbeirat des Landkreises Freising zu entsenden.

Wir befürchten, dass der Krieg gegen die Ukraine noch lange andauern wird und an eine schnelle Rückkehr daher nicht zu denken ist. Ebenso erwarten wir, dass sich auch in anderen Weltregionen die Lebenssituation weiter verschärfen wird. Hilfe für Geflüchtete stellt sich deshalb immer mehr als Daueraufgabe dar. Der rege Zuspruch und die nachhaltige Unterstützung im Großen wie im Kleinen spornen uns an, weiter dran zu bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen. Auch kleine Dinge machen einen großen Unterschied und sind herzlich willkommen. Machen Sie mit!

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